EMG-Biofeedback: die Muskelspannung

Der Begriff EMG steht für Elektromyografie und beim EMG-Biofeedback erlangt der Klient die Kontrolle über seine Muskelspannung. Diese Kontrolle kann in beide Richtungen stattfinden, einerseits kann die Muskelspannung reduziert werden. Dies ist z.B. bei verspannter Muskulatur, bei Spannungskopfschmerzen oder Bruxismus der Fall.

Andererseits kann man auch lernen, die Muskelspannung zu erhöhen, dies wird zum Beispiel bei Inkontinenz, Muskel-Reduktion nach Schlaganfällen oder auch im Sport genutzt.

Das EMG-Biofeedback finde ich insbesondere deshalb sehr praktisch, da es ein Training ist, zu dem wirklich jeder gut Zugang hat. Oft denken Neulinge, dass eher „basal“ wirkende Parameter wie die Temperatur der „Easy Mode“ sind, aber tatsächlich ist das eher die Muskelspannung und zwar aufgrund der Tatsache, dass auch wenn sich manche damit schwer tun die Spannung zu reduzieren, aber fast jeder kann die Muskulatur anspannen und das am Bildschirm sehen – ein direkt beeinflussbarer Parameter, der zeigt, dass man Kontrolle hat – super für die Selbstwirksamkeit!

Wo das EMG angelegt werden kann, kommt wirklich darauf an, was man tun möchte. Wenn es um allgemeinen Stress und Entspannung geht, denke ich, dass der Trapezius (Schultern hinten) am meisten Sinn macht. Dort läuft erfahrungsgemäß „der Stress zusammen“.

Wenn verspannte Muskulatur das Thema ist, dann bietet es sich natürlich an das EMG am entsprechenden Muskel anzulegen. Beachten Sie aber, dass natürlich Schmerz nicht zwangsläufig dort sein muss, wo die Muskulatur verspannt ist.

Sie können auch 2 oder mehr EMGs anbringen, entweder um Dysbalancen (weg-)zu trainieren oder um komplexe Bewegungsabläufe zu erlernen.

Der klassischste Anwendungsfall für das EMG-Biofeedback ist sicher die Schmerzbehandlung, hier ist der Zusammenhang schon offensichtlich, genauso wie beim Auftrainieren der Muskulatur. Weitere Infos dazu in den Anwendungsgebieten.

Tipps, Tricks und Erfahrungen zum EMG-Biofeedback

Es gibt zum EMG-Biofeedback absolute Normwerte, welche angeben sollen, ob Muskulatur verspannt ist oder nicht. Ich behaupte nun auch nicht, dass diese nicht nützlich sind, ich würde aber rein aus persönlicher Erfahrung mich nicht zu sehr auf diese versteifen.

Von allem was ich mitbekommen habe, ist ein „Sichtungstraining“ (also Spannung rauf oder runter) völlig ausreichend. Außerdem können eventuell durch nicht standardisierte Praxisbedingungen die Normwert Situationen nicht repliziert werden (trockene Elektroden?) wodurch das dann sowieso sinnlos wäre.

Wofür ich das EMG-Biofeedback auch immer gerne empfohlen habe, ist um Klienten nahe zu bringen, wie eng Körperregionen, die eigentlich weit auseinander sind, miteinander verknüpft sind. Wir erinnern uns, dass es beim Biofeedback oft darum geht, den Klienten die Augen zu öffnen und hier kann man zeigen, dass eine Aktion an Muskel A sich auch auf Muskel B auswirkt. Also legen Sie z.B. das EMG am Nacken an und bitten den Klienten, aber den Unterarm oder sogar den Oberschenkel stark anzuspannen. Dieser sieht dann, dass da immer noch eine Spannung ankommt und ist damit offener für ganzheitliche Zusammenhänge.